Was wollte die Mittwochgesellschaft ?
Vorerst sei festgehalten, dass die Muttenzer Mittwochgesellschaft nichts zu tun hat mit jener Mittwochgesellschaft, welche an der Basler Fasnacht als eine der ältesten Cliquen mitwirkt. Diese ist erst 1907 gegründet worden. In der Gründungsurkunde von 1900 wird bestimmt: «Zweck der Gesellschaft ist, den Mitgliedern gemütliche und belehrende Unterhaltung durch Vorträge und Spiele zu bieten.» Die «gemütliche Unterhaltung» ist dokumentiert: Auf der Foto einiger Mitglieder im «Rössli»-Garten sieht man auf dem Tisch ausser den Humpen mit dunklem Bier links Spielwürfel sowie eine Schreibtafel, wie sie noch heute beim Jassen verwendet wird.
Was aber an den belehrenden Vorträgen geplant war, ist auch in dem erst kürzlich im Gemeindearchiv entdeckten Schreiben vom 9. November 1900 der Gesellschaft an den Gemeinderat nicht zu erfahren. Immerhin glaubt sich die Gesellschaft «berechtigt einmal an die Öffentlichkeit zu treten und zur Hebung des geistigen Lebens in unserer Gemeinde im Lauf des Winters einige Vorträge halten zu lassen. Diese Vorträge sollen unentgeltlich gehalten u. jedermann zugänglich sein.» Der Gemeinderat wird «um gütige Unterstützung» ersucht für 3 Vorträge im Jahr 1900 und 2 Vorträge alle 2 Monate des nächsten Jahres durch Überlassung des Gemeindezimmers im alten Schulhaus, um Übernahme der Kosten für Heizung und Beleuchtung sowie um öffentliche Ausrufung der Vorträge durch den Weibel.
Schreiben an Gemeinderat
Dokument: Museen Muttenz
Eine Antwort ist im Protokollbuch des Gemeinderates nicht zu finden. Und über die angekündeten Vorträge kann man weder in der «Basellandschaftlichen Zeitung» (BZ) noch im «Landschäftler» eine Zeile lesen. Hingegen vernimmt man in der «BZ», dass Sekundarlehrer A. Eglin im Dezember zwei gutbesuchte Vorträge über «Goethe und die Frauen» gehalten hat. Ob diese Vorträge der Mittwochgesellschaft zugeschrieben werden können, bleibt offen.
Es scheint dies aber möglich oder sogar wahrscheinlich, denn das Gesuch an den Gemeinderat ist offensichtlich von Lehrer Eglin geschrieben. Seine Unterschrift auf der Gründungsurkunde zeigt das gleiche Schriftbild. Und die Unterschrift des Präsidenten der Gesellschaft, Gottfried Brunner, ist deutlich verschieden.