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Vom Warteck-Kollegium zur Mittwochgesellschaft Muttenz

Von Karl Bischoff, aus Baselbieter Heimatblätter Juni 1995

Mittwochgesellschaft im Rössligarten, 1900
Foto: Museen Muttenz

Unter den von Hans Bandli kommentierten «Alten Ansichten» von Muttenz befindet sich als Nr. 58 dieses hier wiedergegebene Foto mit folgendem Text:

«Die Mittwochgesellschaft war laut Statuten eine Vereinigung für Bildung und Unterhaltung. Die Aufnahme erfolgte durch geheime (schriftliche) Abstimmung, wobei das absolute Mehr entschied. Das Bild wurde im Jahre 1900 im Rössligarten aufgenommen. Am Tisch in der Mitte sitzt Karl Jauslin der Kunstmaler. Der Herr mit dem Zwicker rechts hinter ihm ist der Doktor des Dorfes. Dr. med. Hübscher».

Dieses Foto hatte schon bald, nachdem ich als Mitglied der Museumskommission von Hans Bandli die Betreuung der Bildersammlung übernommen hatte, mein Interesse geweckt: Hatte diese Mittwochgesellschaft um die Jahrhundertwende in Muttenz neben den üblichen Ortsvereinen eine besondere gesellschaftliche Stellung? Wer waren diese Herren, welche da offenbar recht präsentierend sich dem Fotografen stellen?
Die Antwort auf diese Frage erfordert ein zeitlich recht aufwendiges Suchen. Ich meine, dass es sich gelohnt hat und das folgende Ergebnis nicht nur die «alten» Muttenzer interessieren könnte. Dieses Foto ist ein Geschenk von Prof. Kurt Leupin, 1936 bis 1947 Gemeindepräsident von Muttenz. Die abgebildete «Mittwochgesellschaft» soll im Restaurant Warteck «gearbeitet» haben, wie Hans Bandli zusätzlich notiert hat. Gemäss den seinerzeitigen Angaben von Frau B. Schweizer sieht man auf dem Foto von links nach rechts, sitzend: Unbekannt, Reinhard Ramstein-Gass, Wirt; Karl Jauslin, Kunstmaler; Wiesner, Handlung; stehend: Mäder, Schreinermeister; Johannes IselinDietler; Schrempp, Warteckwirt; Dr. med. Hübscher; Karl Brodmann.

Ein zweites Foto

Nun gibt es seit 1993 in der Bildersammlung des Museums noch ein zweites Exemplar dieses Foto. Sie ist auf der Rückseite mit «Warteck-Kollegium Muttenz» angeschrieben. Dieses Foto ist ein Geschenk von Dr. Ernst Iselin-Gerber, einem Sohn des abgebildeten Johann Iselin.
Auf der Rückseite der mit 1898 datierten Foto sind folgende Namen notiert: von links nach rechts: unten Grünewald, Chemiker; Brüderlin-Bornhauser; Karl Jauslin, Kunstmaler; Jb. Wiesner, Spezierer; Beck, Direktor; oben Mäder, Schreiner; J. Iselin-Dietler (siehe Brief von Ernst Iselin) ; Schrempp, Wirt; Dr. Hübscher, Arzt; Schulze-Engler, Maler.

 

Rückseite der mit 1898 datierten Foto
Rückseite der mit 1898 datierten Foto
Bild: Museen Muttenz

Nun gibt es zwischen den beiden Personenangaben zwei Differenzen. Der zweite Mann, von links sitzend, könnte sowohl R(einhard) Ramstein wie auch A(rnold) Brüderlin sein, denn beide Namen figurieren (wie auch Dr. Hübscher) bei den Gründern der Mittwochgesellschaft. Zum Vergleichen besitzt das Ortsmuseum leider nur von Ramstein weitere Fotos. Dieser erscheint als Mitglied der Muttenzer Jagdgesellschaft (welcher Brüderlin ebenfalls angehörte) als recht «fülliger» Mann, so dass wohl der Abgebildete eher Brüderlin als Ramstein ist. Aber eine endgültige Identifikation ist dies nicht. Ob der rechts aussen sitzende Mann Karl Brodmann oder ein Direktor Beck ist, war bisher nicht herauszufinden. Bei beiden Fotos steht «Johannes Iselin-Dieter», was aber nicht stimmen kann. Dieser Johannes war, wie der im Staatsarchiv Basel-Land hinterlegten Stammtafel zu entnehmen ist, der Vater des Verfassers der «Erinnerungen», welcher nach schwerer Krankheit 1900 an Krebs gestorben ist. Er war zweimal verheiratet, 1870 mit Eva Jauslin und 1881 mit Mina Maria Dietler, was die Verwechslung zu erklären vermag.