Privatim hatte ich um jene Zeit ziemlich zu tun mit einer Schiessanlage für den Schützenverein Muttenz, dessen Mitglied ich war. In einer Sitzung, der ich nicht beigewohnt hatte, hatte der genannte Verein die Errichtung eines Schützenhauses, von dem aus man schoss, und im Abstand von 300 Meter - eines zugehörigen Scheibenhauses beschlossen. Die Einrichtung war in der sogenannten Fröscheneck, am Weg Muttenz - Neue Welt, bestimmt und auf 12'000 Franken veranschlagt, welche Summe man zur Hälfte durch eine Anleihe zu Lasten des Vereins und zur andern Hälfte aus einem Beitrag der Gemeinde Muttenz aufzubringen gedachte. Meines Erachtens war die beschlossene Lösung weder in praktischer noch in finanzieller Hinsicht ernsthaft durchdacht. Der Verein bestand überwiegend aus Leuten, die auf den Batzen schauend mussten und da war es mir unverständlich, wie er - Präsident war Schullehrer Gysin, bei dem ich noch in die Schule gegangen war - so leicht eine Ausgabe von 12'000 Fr. beschliessen konnte. Ich beantragte, auf den Bau eines Schiesshauses zu verzichten und an Stelle des projektierten oberirdischen Scheibenhauses, dessen Gebälk und Dach durch das draufschiessen notgedrungen raschem Verfall preisgegeben und das deshalb eine veraltete Einrichtung war, eine Tiefbaulösung zu suchen, wo nichts über die Erde ragte, als während des Schiessens die Scheiben. In Anbetracht, dass die Schiessübungen der gewehrtragenden Mannschaft in der Schweiz zur militärischen Ausbildung gehörten, vom Bunde durch Bezahlung der Patronen für die obligatorischen Schüsse subventioniert waren und in Anbetracht, dass schon bei der damaligen Treffsicherheit der Gewehre und der Artillerie das versteckte Schiessen (aus Schützengräben oder mindestens aus liegender Stellung) absolut geboten war, vertrat ich die Meinung, die Schiessübungen sollten möglichst feldmässig, auf freiem Terrain, und nicht in einem Schützenhaus mit Hochparterre, also sozusagen aus einer Stube vorgenommen werden; höchstens wäre ich für die Erstellung einer einfachen Bedachung zum Schutze gegen Regen zu haben gewesen, was den Scheibenstand anbelangte, musste die Überlegenheit der von mir vorgeschlagenen Tiefbaulösung ohne viel Worte jedermann klar sein. Meine Vorschläge hatten nicht nur eine zweckmässige Lösung der ganzen Schiessanlage im Auge, sondern garantierten noch eine Ersparnis von ungefähr Fr. 7'000 welche Beigabe für einen vermögenslosen Verein und eine Gemeinde mit verhältnismässig geringer Steuerkraft wohl beachtenswert war. Mein Eingreifen begegnete zunächst heftigster Opposition in formeller Beziehung: Die Vereinsleitung stellte sich auf den Standpunkt, ihr Projekt und die Detailpläne seien vom Verein genehmigt und müssten nun ausgeführt werden. Allein letzterer entschied mehrheitlich in meinem Sinne und erklärte sich mit neuem Studium einverstanden. Nachher stellte es sich heraus, dass meine, eigentlich selbstverständliche Idee betreffend Struktur des Scheibenstandes auch schon anderorts in einem Schützen verein entstanden und bereits in Verwirklichung begriffen war. Im Laufe des Studiums gefiel diese Lösung dem Schützenverein Muttenz und dessen Vorstand so gut, dass die Opposition dagegen verstummte und deren Ausführung beschlossen wurde. Das Schützenhaus brachte ich nicht zu Fall, wohl sprach ich weiter dagegen und ersuchte auch schriftlich den Präsidenten Gysin, namentlich mit Rücksicht auf die fehlenden Finanzen auf dem Projekt nicht zu beharren, allein erfolglos. Aus Wankelmut der Mitglieder blieb dann mein Antrag in diesem Punkte in Minderheit. Darauf wurde mir im Verein mit Lehrer Gysin und meinem Schwager Schaub die Bauleitung übertragen, sodass ich mit der Sache weiter zu tun hatte und manches Mal mit dem Velo in die Fröscheneck eilen musste. Naben den Muttenzer Schiesstand ist später auch der Birsfelder zu stehen gekommen, da die Gemeinde Birsfelden auf ihrem beschränkten Gebiet für ihre Schützen keinen geeigneten Platz mehr hatte.
aus: Um die Jahrhundertwende, Erinnerungen von Johannes Iselin, 1875-1945, Muttenzer Schriften 2, 1988, S. 45/46