Auf dem Lande lebten fast doppelt soviel Menschen wie in der Stadt. Deshalb wartete man seit dem Freiheitsbrief von 1798 auf der Landschaft auf eine neue Verfassung, um im Basler Grossen und Kleinen Rat eine gerechte Sitzverteilung zu erhalten, nämlich ein Drittel Städter zu zwei Drittel Landschäftler.
In Muttenz, im Hause des Schlüsselwirts Johannes Mesmer, verkehrten die führenden Köpfe der Baselbieter. Man beabsichtigte nicht von Anfang an eine Kantonstrennung herbeizuführen, sondern man legte Wert auf eine der Bevölkerungszahl entsprechende Vertretung in der Regierung. Aber die neue Verfassung liess trotz Bittschriften auf sich warten und die Unzufriedenheit der Bewohner auf der Landschaft nahm zu.
Am 2. Januar 1831 kamen in Muttenz 300 (!) Vertreter aus zwanzig Baselbieter Gemeinden zusammen, um über das weitere Vorgehen zu diskutieren. Vier Tage später wurde schliesslich in Liestal eine provisorische Regierung aufgestellt. In diese Regierung wurde auch der Muttenzer Johannes Mesmer gewählt.
Eine Abstimmung über die Zugehörigkeit zur Stadt im November 1831 wurde von 46 Baselbieter Gemeinden boykottiert, auch von Muttenz. Sie wurden daraufhin alle zusammen aus dem Kantonsverband ausgeschlossen. Deshalb entschieden sie sich am 17. März 1832, den neuen Kanton Basel-Landschaft zu gründen. Die restlichen 30 Ortschaften blieben unter der Schirmherrschaft der Stadt. Allerdings gerieten sie in grosse Bedrängnis, denn Baselbieter Truppen versuchten, sie mit
Plünderungen und Brandschatzungen zum Umdenken zu zwingen. Die baseltreuen Gemeinden baten die Stadt um Schutz und Hilfe. Aber diese war dazu nicht mehr in der Lage: Am 3. August 1833 wurde die Basler Standestruppe an der Hülftenschanz zwischen Pratteln und Frenkendorf militärisch geschlagen.
Am 26. August 1833 beschloss schliesslich die eidgenössische Tagsatzung die Trennung. Damit war der neue Kanton Basel-Landschaft besiegelt.
aus: Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends, 2009, S. 262, Helen Liebendörfer
Nach dem misslungenen Aufstand der Badenser anno 1848 gewährte Regierungsrat Mesmer dem Anführer der Badischen Revolution Friedrich Hecker nach dem Scheitern des Aufstands mehrere Wochen lang Asyl. Muttenz und der Schlüssel wurden zu einem wahren Wallfahrtsort für Deutsche.
Lesen Sie dazu die Erinnerungen von Jakob Christen: Beitrag zur Geschichte der Revolution des Baselschen Landvolkes 1830-33 (pdf unten!)
Quelle: A. Brügger, Muttenz
Friedrich Hecker, ein badischer Revolutionär
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