Aus dem Jahresbericht 2017 der Archäologie Baselland, Autor Jan von Wartburg
Muttenz, Einfahrt Süd: Neuzeitliche Kohle-Suchstollen unter der Autobahn
Auch im Kanton Baselland machte man sich früher auf die Suche nach Kohle. So wurden in Muttenz vermutlich im 18. Jh. Suchstollen zum Auffinden von Lagerstätten bis in die Keuperschichten östlich der Birs getrieben. Die mühsam von Hand ausgehobenen und nicht abgestützten Stollen verliefen tief unter der Oberfläche. Sie wurden erstmals im Jahr 1939 dokumentiert. 1977 kamen beim massiven Abtiefen des Geländes im Rahmen des Autobahnbaus südlich der Einfahrt Muttenz-Süd weitere, teilweise auch gemauerte Stollen zum Vorschein.
Unterwart bei Neuewelt/Muttenz. Aushub Autobahn T-18, Schilfsandstein (Keuper) mit Kohleschmitzen und altem Bergwerksstollen (12.7.77)
Bild: Peter Bitterli-Brunner, Geologischer Führer der Region Basel, 1987, Abb. 13 S. 28
Das 2017 begonnene «Erhaltungsprojekt Schänzli» umfasst Tiefbauarbeiten im Bereich der Einfahrt Muttenz-Süd, rund 150 Meter nördlich der 1977 dokumentierten Bergbausstollen. Im Juli wurde in einem Leitungsgraben ein bislang nicht kartierter Stollen angeschnitten. Der Ost-West verlaufende, 1,20 Meter hohe Gang war über eine Länge von 25 Metern verfolgbar.
Plan der bisher bekannten Suchstollen
Plan Jahresbericht 2017 der Archäologie Baselland
Die Stabilität des Stollens ist bemerkenswert. Auch ohne Abstützungen überstand der Bau zwei Grossbaustellen: Den Autobahnbau in den 1970er-Jahren und die aktuelle Baustelle. Trotz der beeindruckenden Standfestigkeit gingen die Verantwortlichen der aktuellen Baustelle auf Nummer Sicher und liessen den Gang komplett verfüllen.
Daniel Bruckner «Versuch einer Beschreibung historischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel» von 1748
Die Suche nach den Steinkohlen war im Übrigen nicht von Erfolg gekrönt. Der Basler Historiker Daniel Bruckner äussert sich in seinem Werk
«Versuch einer Beschreibung historischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel» aus dem Jahr 1748 kritisch zur Steinkohlesuche in der Umgebung (s. S. 144, Abschnitt 3)
Ob Bruckner dabei wirklich die Muttenzer Stollen gemeint hat, ist wahrscheinlich, aber heute nicht mehr nachzuweisen.
Blick vom Birsufer (von West) gegen den Rütihardhang. In Bildmitte auf dem Hügel liegt der Sod. Der Wald ist schon für den Bau der T18 gerodet.
Bild: Archäologie und Museum Baselland
Lüftungsschacht für Bergwerk, entdeckt 1977
Fundmeldung Kommission für archäologische Forschung und Altersschutz BL, März 1977
"Auf der Hochterasse über dem Birsbett zeigte sich nach Abstossen des Humus auf dem Areal des ehemaligen Pflanzlandareals, ca. 80 m. östl. der Holzbrücke, ein Sodbrunnen mit 60 cm. Durchmesser. Er war mit Bruchstein ausgemauert, und zog sich leicht geschwungen ca. 18 m. in die Tiefe. Durch den abnorm schmalen Durchmesser war der Gedanke naheliegend, den Sod als Schacht zu interpretieren, insbesonders in den Akten des KM. 1939 eine Aufnahme eines Keuperkohlebergwerks an dieser Stelle existiert. Diese Annahme wurde bei der Tieferlegung des Strassentrassees bestätigt, als ein mannshoher Gang, der in das anstehende weiche Gestein gearbeitet war, angeschnitten wurde. Die Einmündung
des Lüftungsschachtes (Sod) konnte noch festgehalten werden, bevor der Gang in sich zusammenfiel. Nach Aussage von Dr. Schmassmann sind gemauerte Luftschächte nicht gebräuchlich, normalerweise sind Luft- oder Einfahrtschächte nur mit Holz ausgespriesst.
Während der Bauarbeiten konnten dank Absenkung des Geländes weitere Gänge in verschiedenen Richtungen beobachtet werden, (siehe Situation)"
Fundmeldung
Bild: Archäologie und Museum Baselland
Situation
Bild: Archäologie und Museum Baselland
alle Bilder: Archäologie und Museum Baselland
Bilder Bergbaustollen 2017
Der Auszug aus dem Jahresbericht 2017 wurde uns freundlicherweise von Reto Marti, Leiter Hauptabteilung Archäologie und Museum BL, zur Verfügung gestellt.
Das ASTRA, Abteilung Strasseninfrastruktur Ost, Filiale Zofingen, stellte uns diverse Bilder zur Verfügung.
Geologische und tektonische Aspekte
Bei der Holzbrücke bei Neuewelt tauchen die Schichten des Gansinger Dolomits (Mergel) mit einem Winkel von 40° (Bild G1) nach Westen in den Rheingraben ab. Sie sind Teil der Rheintalflexur. Im Hintergrund ziehen die Schichten durch die Birs weiter (Bild G2).
Südlich an den Gansinger Dolomit schliesst der Schilfsandstein an. Er besteht aus grauen, braun angewitterten Silt- und Sandsteine und ist pflanzenführend. Er enthält meist Pflanzenhäcksel in Form kohliger Einschlüsse. Das Alter beträgt 225-219 Mio. Jahre. Ausserdem existieren hier auch mit Kohle gefüllte Linsen (nach Schmassmann 1953).
Bild G1 Foto: Hanspeter Meier, 5.5.2012 |
Bild G2 Foto: Hanspeter Meier, 5.5.2012 |