Witterungsverhältnisse 1862
Schon in der Heimatkunde von 1863 war das Muttenzer Klima, damals als Witterungsverhältnisse bezeichnet, ein Thema. Johannes Tschudin beschrieb diese unter anderem wie folgt:
«Das Klima von Muttenz ist den milden der Schweiz beizuzählen und macht sich besonders im Frühjahr durch schnelles Treiben der Pflanzenwelt bemerkbar.» Das milde Klima mit viel Sonnenschein lässt die Pflanzenwelt trotz nördlicherer Lage ähnlich früh wie im Tessin austreiben (beginnt teilweise schon Mitte Februar)…. Die mittlere Luftwärme des ganzen Jahres beträgt 7 °C. Die grösste Hitze im Sommer, Mitte Juli bis Mitte August, erreicht im Schatten eine Höhe von 27 °C, während die strengste Kälte, Ende Dezember bis Mitte Jenner, höchst selten bis unter – 15 °C herabsinkt. Die Regenmenge ist nicht so gross als in vielen anderen Gegenden der Schweiz oder selbst des Heimatkantons, weil, wie überhaupt in Basels Umgebung, die Regenwolken meist entweder von den Vogesen, dem Schwarzwalde oder den Jurabergen eine Anziehung erleiden, in Folge deren der Himmel sich über der weiten Rheintalebene bald wieder aufklärt. …. Unter den Winden ist der Nordwest, weil von Basel her ablenkend, vorherrschend. Nebel kommt häufig vor, und im Frühjahr sind starke Spätfröste
öftere, aber sehr unwillkommene Gäste, weil sie im grossen, schönen Muttenzer Rebberge gar zu vorzeitige Weinlese halten….».
(Muttenzer Schriften, Herausgegeben vom Gemeinderat, Band 1: Johannes Tschudin, Heinrich Hauser und Johann Jakob Meyer: Heimatkunde von Muttenz 1863, 1987, S. 20.)
Wenn man die Zahl der mittleren Jahrestemperatur von 7 °C aus der Heimatkunde 1863 betrachtet, stellt man fest, dass bis heute eine deutliche jährliche Erwärmung aufgetreten ist. Allerdings muss die Zahl von 7 °C aus verschiedenen Gründen mit Vorbehalt betrachtet werden und ist sehr wahrscheinlich zu tief. Die Messstation Basel-Binningen liefert heute zuverlässige Messwerte auch für den Raum Muttenz. Die mittlere Jahrestemperatur wurde 2005 an der Messstation Basel-Binningen mit 10,49 °C angegeben. Diese Temperatur liegt im Vergleich zum Mittel von 1961 – 1990 bereits um 0,75 °C höher. Für das Jahr 2006 kann nochmals eine Steigerung von 0,44 °C (10,93 °C) auf das Jahr 2005 ausgemacht werden. Diese vor allem in den letzten Jahren deutliche Erwärmung ist in der Abb. anhand der 30-jährigen Mittelwerte ganz klar ersichtlich.
Anmerkung: Die Temperaturmessungen erfolgen an der Meteorologischen Station Basel-Binningen in 2 m über Grund (317 m ü. M; 47°33' N / 7°35' E; seit 1929). Die historischen Messungen vor 1929 fanden an verschiedenen Orten in und um Basel statt, u.a. am Heuberg 16 (1755-1804) oder beim Bernoullianum (1874-1941), und wurden auf den heutigen Standort reduziert, d.h. statistisch angeglichen
Wie diese Messreihe in Zukunft ausschauen wird, hängt von äusserst vielen und komplexen Faktoren ab, die teilweise auch stark durch den Menschen beeinflusst werden.
Tatsache ist, dass die Anzahl der Hitzetage und auch die Anzahl der Stürme in den letzten Jahren zugenommen hat. In schlechter Erinnerung blieb dabei sicherlich der Orkan
«Lothar», der die Region am 26. Dezember 1999 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 145 km/h heimsuchte und im Kanton Baselland ganze Waldteile abrasierte.
Allgemein kann unser Klima als subatlantisch oder mit dem vielleicht besser bekannten Ausdruck «gemässigt» bezeichnet werden. In unseren Breiten bleiben extreme
Werte normalerweise aus. Die Niederschlagsmenge betrug von 1961 – 1990 im Mittel 788 mm/Jahr. Das Jahr 2006 war ein nasses Jahr und hat 1 055 mm Niederschlag
gebracht.
Der Wind weht in der rheinnäheren Region von Muttenz in mehr als 40 % aus östlicher Richtung den topografischen Verhältnissen des Tals folgend, wobei die Nacht und der
Winter die meisten östlichen Winde mit sich bringen.
aus: Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends, 2009, S. 19/20, Autor: Daniel Raaflaub