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Einige Einwohner trieben freilich neben der Landwirtschaft die im Dorf nötigsten Handwerke, zum Beispiel das Wagner-, Schmied-, Küfer-. Hafnerhandwerk. Ausschliesslich auf ihrem Beruf arbeiteten etwa die Schneider und Schuhmacher, die nicht in ihren Wohnungen, sondern auf der «Stör», das heisst abwechslungsweise in den Häusern der Einwohner sich betätigten und da genährt wurden. (Noch in meinem elterlichen Haus wurde das Schuhwerk für die ganze Familie auf der Stör hergestellt. Zuerst durch Schuhmacher Ramstein, später Fehrler). Aus den Erinnerungen von Johannes Iselin, 1875-1945, S. 37/38, Muttenzer Schriften 2 |
Auf Stör gehen ist ein alter Ausdruck für Handwerker, welche für eine beschränkte Zeit in einem Betrieb tätig sind. Sie störten für einige Zeit den normalen Tagesablauf. Am bekanntesten ist wohl der Stör-Metzger. Er schlachtete die Schweine, hängte sie danach vor dem Scheunentor mit den Hinterbeinen an einen Galgen, nahm danach die Eingeweide heraus und verarbeitete die Einzelteile. Eine spektakuläre Arbeit, welche jeweils auch von den Kindern staunend mitverfolgt wurde.
Viel zu Betrachten gab es auch beim Stör-Säger, welcher mit seiner mobilen Säge bei den Häusern das Holz bearbeitete. Spannend war es auch, dem Stör-Drescher zuzusehen, sowie dem Schafscherer, der mit geübten Handgriffen die Schafe von ihrer Wolle befreite.
Heutzutage erlebt die Stör eine Art Renaissance, vor allem die Stör-Köche werden immer beliebter. In Zürich soll es sogar Stör-Erzieher geben, also Sozialpädagogen, welche bei Konflikten und familiären Engpässen Einsätze in den Familien auf Stör leisten.
Helen Liebendörfer und Hanspeter Meier in Zusammenarbeit mit den Museen Muttenz