- Orts- und Flurnamenkarte Muttenz
- Vom Küssnagel zum Kreuznagel - Stationen im Leben eines Flurnamens
- Weisses Gold (Flurnamen zum Thema Salz)
Die Ortsmonographie Muttenz kann zum Preis von Fr. 15.- im Onlineshop der Gemeinde Muttenz bestellt werden.
Sie ist auch auf der Begleit-CD zum Buch Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends enthalten.
von Oskar Schäublin und Paul Suter
Muttenz – Gesicht einer aufstrebenden Stadtsiedlung, 1968, S. 62-68
Für die Erforschung der Geschichte unserer engsten Heimat, für das Verständnis der Kultur und Wirtschaft unserer Vorfahren bedeuten die FIurnamen ein wertvolles H ilfsmittel. Oft sind sie sogar die ältesten Geschichtsquellen eines Ortes.
Durch die ungeahnte bauliche Entwicklung der Gemeinde werden leiderdie alten Flurbezeichnungen immer mehr verschwinden, doch sind dank dem historischen Verständnis der Behörden viele Flurnamen in Strassenbezeichnungen und in den Namen öffentlicher Gebäude erhalten geblieben (Weinhagstrasse, GänsbühIgartenweg, Breiteschulhaus, GründenschuIhaus). Dass private Liegenschaften mit passenden Flurnamen geschmückt worden sind, ist überaus erfreulich und kann zur Nachahmung empfohlen werden (lm Dürrberg, im Neusetz).
Flurnamen können über die Aufteilung des gerodeten Landes (Rütihard, Stockert), über Besitzverhältnisse (lfental, Sonnenmatt), über Lage und Form der Felder (Dorfmatt, Langjurten), über die Bodenbeschaffenheit (Rietmatt, im Stein), über religiöse Anschauungen (Helligacher, Donnerbaum), über Tiernamen ( Eselhalle, Fröschenegg), über vorherrschende Pflanzen und Bäume (Holderstüdeli, Fichtenhag), und über geschichtlicheEreignisse (Schanz, Unterwart) Auskunft geben.
Das Verzeichnis enthält die Flurnamen, die entweder im Gebrauch oder mindestens älteren Leuten noch bekannt sind. Es wurde nach dem Übersichtsplan der Gemeinde Muttenz 1936, nach der Muttenzer Heimatkunde aus dem Jahre 1864 von Lehrer Johann Tschudi und nach den Angaben von Gemeindeförster Ernst Weber zusammengestellt.
Zwischen Rhein und Bahnlinie
- Freuler: Besitzernamen
- Chlünenfeld: Eigengut des Klosters St. Alban, Basel (Cluniazenser)
- Schürrain: Rain bei einer Scheune
- Löchliacher: Acker in der Nähe einer kleinen Höhle
- Hofacher: zum Herrenhof gehörend
- Siechenholz, früher Diebesloh: Gehölz, das am 17. Oktober 1308 von Hugo zur Sunnen den Siechen zu St.Jakob geliehen wurde.
- Robrinesen, Rothbrinesen: im 16.Jahrhundert Eigentum des Basler Buchdruckers Opporinus.
- Labor
- Hardacher: Acker beim Hardwald
- Winkelmatt: gerodete Waldstücke. Früherer Name: Unser Frauen Rütti
- Lächlen: Matten, die gewässert wurden
- Zähnteschüre: Ort der Abgabe des Heuzehnten
- Au, Auboden: Land am Wasser (zu aqua)
- Fuchslöcher, Meiers Hölzli: zum Rothaus gehörend
- Rothus : ehemaliges Augustinerkloster
Zwischen Bahnlinie und Münchensteinerstrasse, Baselstrasse und Breitestrasse
westlich Bahnhofstrasse, Hauptstrasse
- Schanz: 1635 während des Dreissigjährigen Krieges errichtet
- Schänzli
- Donnerbaum: heiliger Baum des Donar
- Lutzert, Lutzhardt: kleine Hard
- Hühneresser: zum Schlossgut Wartenberg gehörend
- Feldreben: Reben auf der Terrassenfläche, im Gegensatzzu den Reben am Wartenberg
- ln den Weiden
- Uf em Horneri zu Horn, figürlich: kleine Erhebung
- Höhligrabe
- Chäppeli: Kapelle im Feld
- Fichtenhag: eingefriedigtes Landstück, wo verendete Haustiere begraben wurden
- Chaibhag: eingehagter Platz,wo gefallenes Vieh verscharrt und früher auch die Leichen von Selbstmördern bestattet wurden
- Chrüznagel: Besitzername, 1480 des Küssnagels Matten
- Margelacher: Mergelboden
- Sandgrube
- Breitenbaum
- Stegacher
- Chriegacher: Kruegacker, Fundort römischer Krüge (Amphoren)
- Apfhalter: zu apholtra = Apfelbaum
- Neumatten
- Dürrensmannswerk: Mannwerk = Flächenmass für Matten, Dürr = Familienname
- Holderstüdeli: Holunderstrauch
- ln den Wegscheiden: 1430 Wegabzweigung
- Stockert: Stockhardt, ausgestockte Hard
- Bünten: eingezäuntes, dem Flurzwang entzogenes Grundstück
- Baselweg: nächster Weg nach Basel
- Hinterzweien: zweien im Sinne von Zwei
- Chornacher: zu Korn (Triticum spelta)
- Tubhus: 1480 hinder dem Tubhus
- Brühl: Brüel, eingefriedetes, künstlich bewässertes Kulturland, späterWeide
- Brüelstigelen: neben der Stangensperre (Grendel) angebrachter Einstieg für Menschen
- Widhopf : südlicher Teil des Brüels. Hinweis auf das Vorkommen dieser seltenen, auf Weideland heimischen Vogelart
- Gründen : 1274, tiefgründiger Humusboden
- Lächlen: zu Lache = sumpfiger Boden
- Brüggli: Übergang über Gräben und nassen Boden, meist Knüppelweg
- Dornhag: Besitzername: Ende 14.Jh. (Edelknecht Franz von Hagedorn)
- lm Gstrüpf : Gesträuch
- Langmatt: Längliche Form des Grundstückes
- lm Schimmel: 1480, Schimmelinsmatte, Besitz eines Herrn aus dem Geschlecht der Münch von Münchenstein
östlich Bahnhofstrasse, Hauptstrasse
- Junkermatt: Besitz eines Adeligen
- Sonnenmatt: Besitz des Herrn zur Sunnen, Basel, Lehenträger auf Wartenberg
- Pertlikerpfad: Weg durch die Hard zur Rheinfähre. Das Dörflein Pertlikon wurde 1741 mit Grenzach vereinigt.
- Bachgraben: ehemaliger Lauf des Dorfbaches nordwärts durch die Hard. Vor ca. 200 Jahren wurde der Bach nach der Birs abgeleitet, damit die Wiesen nördlich der St. Jakobstrasse bewässert werden konnten.
- Matten am Bachgraben: Bachmattweg
- Bärenmätteli: zu Schwein (mittelhochdeutsch: ber)
- Bitzenen: 1275 Bitzuna, eingezäuntes Kulturland
- Wolfgalgen: Galgen der Walen (Welschen, Römer)
- Dorfmatt: 1444, in der Nähe des Dorfes gelegen
- Breite: 1296, vor einem Hügel ausgebreitetes ebenes Land
- Scheibenmatt: rundes Landstück oder alter Schiessstand
- Ausmatt, Runsmatt: von Wassergräben durchzogenes Wiesenland
- Moosjurten: moosiger, sumpfiger Boden
- Heissgländ: 1303, Grundstück an sonniger Lage
- Chilchmatt: zum Kirchengut gehörend
- Chlingental: Besitztum des Klosters Klingental
Zwischen Münchensteinerstrasse, Baselstrasse, Breitestrasse und dem geschlossenen Waldgebiet im Süden
westlich Gempengasse, Mühlackerstrasse, Engentalstrasse
- Baumgarten
- Paffenmatt, im 15. Jahrhundert geistlicher Besitz
- lm Sprung
- Fulenbach: stagnierender Wasserlauf
- Schützenplatz: ehemaliger Schiessstand
- Geispel: 1310, Gensbüel, Gänsbüchel, Weidegebiet der Gänse
- Geispelgarten
- Geispelbrunnen
- Dürrberg: Siedlung des Durro
- Dürrain
- Hüslimatt: Seilerhüsli
- Rütteli: kleines gerodetes Gebiet
- Mühlacher: zu früher am Bach gelegener Mühle gehörend, 1310
- Gwidmen: 1444,von Häns Thüring, Münch von Münchenstein, der Kirche gewidmetes Gut
- Chueweg: Weg der Kuhherde auf die Weide
- Weier, Wolfensee: Wolvensee, Weiher der Walen (Welschen), Römer 1310, Fischweiher der Herren auf Wartenberg
- Senematt, Sennmatt: Besitzernamen
- Rütscheten: quellenreiches Rutschgebiet
- Rietschinmatt: Besitzernamen
- Paradis: sonniges, fruchtbares Gebiet
- Chloster: Zisterzienserinnenkloster, 1268 gegründet, 1529 aufgehoben
- Ängental: enges, schmales Tal
- Eselhalle, Eselhalde: kaum zu Esel, aber zu Esch = durch die Dreifelderwirtschaft genutztes Land
- Gruet: gereutetes Waldgebiet
- Gruetächer
- Rothallen, Rothalde: Hinweis auf die Bodenbeschaffenheit
- Muniland: zur Nutzung für den Muni- und Zuchtstierhalter
- Musterplatz: Musterungsplatz
- Leimgrube: Ausbeutungsstelle von Lehm
- Tüfelsgraben
- Heidenkraut
- Asp: zu Espe
- Asprain
- Platanen
- Rütihard: gereuteter Wald
- Fröschenegg: Ort eines abgegangenen Weiherhauses
- Fröscheneggrain: Rain hinter dem ehemaligen Weiherhaus
- Lauterbrunnen : klar fliessendes Wasser
- Finsterer Boden: tief gelegenes, schattiges Grundstück
- Schafacher: Hinweis auf frühere Schafweide
- Schafweg
- Stettbrunnen: stetig fliessender Brunnen
- Unterwart: Unter hohen Wart, römische Warte
östlich Gempengasse, Mühlackerstrasse, Engentalstrasse
- Hundtrog: 1480 Hunsstrog, 1533 Hunnweg. Zu Hunne?
- Rebgässli
- Seeber: Besitzernamen, Sevogel ?
- Helligacher: der heilige Acker, geistliches Besitztum
- Brunnrain: zahlreiche Ouellen
- Brunnmatt
- St. Arbogastbrunnen: nach der Legende entsprang um 600 an der Stelle, wo der Kirchenpatron St.Arbogast ausruhte, eine heilkräftige Ouelle
- Mohler: Besitzernamen
- Riser: von Steinriesenen, zusammengetragene Steinhaufen, die im Laufe der Jahre verwitterten
- Neusetz: 15. Jahrhundert, Neuanlage von Reben
- Achermann : Besitzernamen
- Füstler: Besitzernamen
- Hauen
- Chäppelacher: zur Kapelle in den Reben gehörend
- Weinhag: im Rebfrieden, eingehagtes, eingefriedetes Rebland
- Spitzacher: infolge sich gabelnder Wege in eine Spitze auslaufender Acker
- Haselstuden
- Hallen, Halde
- Grüssen : 1480, griesiger Mergelboden
- lm Stein : 1480, felsiger, steiniger Untergrund
- Grendelmatt: mit Stangen abgeriegeltes Weideland
- Rüfenacher: zu romanisch rovina = Erdrutsch, Rüfe
- Lätten: lehmiger Boden
- Madiloh:1478, Matteloh, Gehölz in den Matten, anfangs 19. Jahrhundert gereutet und in Landparzellen aufgeteilt
- Lachen: sumpfiger Boden
- Sulz: zu Mineralquelle, SalzquelIe
- Rietmatt: ehemals sumpfiger Boden mit Riedgras
- Langjurten: die langen Jucharten, Ackerform
- Badstuben
- Badenbrunnen
- Eigental: wahrscheinlich Eigengut der Herren von Homburg
- Grosszinggibrunn: Zinggi vielleicht zu Zinke = Zacken, vorstehende Spitze eines Grundstückes
- Aberlinshalden: in der Jägersprache Baggirain
- lm freien Berg: im nicht verbannten (Wild- oder Weidebann) Berg
- Längenberg : 1341, langgestreckte Hochebene
- Sengelweg, Twingelweg: Verbindungsweg über den Längenberg von den Burgen des Wartenberges zur Schauenburg
- Rotberg, Rothberg: Besitzer war der Bürgermeister von Basel zur Zeit des alten Zürichkrieges, Stammburg: Rotberg bei Mariastein
- Breitschädel: Spottname des Besitzers Heinrich Freuler
- Offenburg: 15. Jahrhundert, Besitzer war Hermann Offenburg, Bürgermeister von Basel und lnhaber des Schlosses Schauenburg
- Sonnenberg : s. Sonnenmatt
- Hohle Gasse: früher ins Gelände eingeschnittener Weg
- Sevogel: Besitzer war die Familie Sevogel auf dem Hinteren Wartenberg
- Zinggibrunn: zu Zinke, Spitze
- Egglisgraben: Eckisgraben, Graben in einer Waldecke
- Tüfelschuchi: entlegener, unheimlicher Ort mit herd- oder kaminähnlichen Felsbildungen
- Laahallen, Lachhalde: Halde an der Grenze
- Laachmatti zu Lâche, eingehauenes Grenzzeichen. Matte an der Grenze
- Seemättli: sumpfiger Boden
- Wartenberg: Berg mit den römischen Warttürmen
- Hinter Wartenberg
- Risi: Steinschutthalde am Westhang
- Weisser Mann: Felsen der Risi
- beim Runden Türmlein
- beim Alten Schloss
- bei der Fasnachtsburg
- Rüti, Kirchrüti : Rodung am Nordhang des Wartenberges
- Goleten: 1368, Hügelland im Osten des Wartenberges, entstanden durch Rutschungen und Erosion, zu Gol = Bergschutt
Wald im südlichen Teil des Gemeindebannes
- Winterhalle, Winterhalde: nach Norden gelegener Abhang
- lm lindigen Stock: ehemals riesige Linde. Rastplatz der Posamenter auf dem Fusswege von Reigoldswil nach Basel
- Laachenchöpfli, Chlosterchopf: Felsköpfe
- Laachengru be
- lm langen Strich
- Lieber Herrgottsbrunnen
- Flösch : versumpfte Ouelle
- Löffelschliffi: fraglich, ob zu Löffelschlyffi:Schleifmühle, die durch ein mit hohlen, löffelähnlichen Speichen versehenes Wasserrad getrieben wird, oder zum figürlichen Ausdruck « Löffelschlyffi », wo man gesellschaftlich « geschliffen » wird.
- Waldstegen
- der geech Wäg
- verbrennte Hau
- beim Hirtenstein: Rastplatz der Hirten, zugleich Grenzstein Muttenz-Gempen
- Stierenwald
- Sulzchopf: Felskopf bei Sulz
- Sulzbrunnen : Mineralquelle
- Obersulz
- Schlund : schluchtartiges Talstück
- Roth- Riss: Anriss, Abbruchstelle eines Gehängerutsches
Rebekka Schifferle in Jahresbericht 2009, Stiftung für Orts- und Flurnamenforschung Baselland, Mai 2010
Die Flur Chrüznagel im nordwestlichen Siedlungsgebiet von Muttenz (614.5/264.7) hat eine wechselvolle Namengeschichte hinter sich. Wie ist es vom einstigen Küssnagel zum Kreuz- oder Chrüznagel gekommen?
Und wie nah liegen die beiden Namenformen beieinander?
Ursprünglich hiess das Gelände einmal Küssnagel oder Küssnagelsmatten, Land also im Besitz des Küssnagel: 2 Jucharten acher vnder Küssnagels matten und 3 manwerch mattenn Jm Küßnagel ist in einem Berein von 1540 zu lesen.1 Gemeint war offenbar die Basler Familie Kussnagel, denn anderswo in der Gegend ist das Geschlecht in der beginnenden Frühen Neuzeit nicht belegt. Die Kussnagel aus dem deutschen Schliengen wurden Mitte des 15. Jahrhunderts ins Basler Bürgerrecht aufgenommen. Bereits um die Jahrhundertwende war ein Nachkomme Sechserrat für die Herrenzunft zu Weinleuten.2 Das erklärt möglicherweise den Grundbesitz in Muttenz. Nach spätestens fünf Generationen war es allerdings zum Besitzerwechsel gekommen. Das Areal taucht als Geyssnagelsmatten, als Greüssnagel oder Im Gräüss- Nagel in den Quellen auf.3 Die unterschiedlichen und ziemlich dunklen Bezeichnungen innerhalb von weniger als 20 Jahren zeigen, dass die Kenntnis über den ursprünglichen Namenssinn verloren gegangen, ein neuer Name aber nicht gefunden war. Diesem unschönen Zustand wollte man in der Folge offensichtlich ein Ende bereiten. Aus dem GräüssNagel wurde ein Kreuznagel. Der Helvetische Kataster von 1802 darf wohl als ein Dokument dieser Übergangsphase gelten. Dort findet sich ein Kreutznagel, neben einem Kreûtz Nagel, einem Crûssnagel und einem Kreusnagel Acker.4 Diese sogenannte volksetymologische Umdeutung erfolgte wahrscheinlich, weil man das Bestimmungswort Gräüss und Varianten als eine Verdunkelung des lautlich nahe liegenden Kreuz oder mundartlich Chrüz interpretierte. „Ganz schlechte Eindeutschung“ lautete das Verdikt im Namenverzeichnis des Vermessungsamts Baselland von 1924 – im Wissen um die Ursprungsform Küssnagel.5 Seitdem heisst das Gelände amtlich Kreuznagel. Der Name verweist nicht mehr auf einen Besitzer. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Gebiet nach und nach überbaut.
Was aber meinte Kreuznagel? Sah man aktuelle oder vergangene Bezüge – vielleicht in der Form des Geländes –, zu Kreuznägeln, den Nägeln mit platten Köpfen, die man vor allem für Koffer- und Kutschenbeschläge benutzte?6 Oder vermutete man einen gleichnamigen früheren Besitzer? Die Frage ist nicht beantwortet. Wenig wahrscheinlich als Hintergrund der Namengebung, gleichwohl erwähnenswert, ist eine weitere Bedeutung von Kreuznagel. Sie führt wieder an den Anfang: Mit Kreuznagel bekam die Flur nämlich ein Synonym ihres ursprünglichen Namens. Denn Kuss- oder Kreuznagel wurden Nägel genannt, die seit dem 15. Jahrhundert an Wegkreuzen hingen, und die man küsste, um einen Ablass zu bekommen (daher auch Ablassnagel). Schlechte Eindeutschung also? Mitnichten! Zugegeben, an solche Kreuznägel dachte im längst reformierten Muttenz des 19. Jahrhunderts sicher kaum jemand mehr. Zudem ist fraglich, ob der Familienname Kussnagel tatsächlich auf diesen Brauch zurück geht. Dennoch ist die Parallele ein schönes Beispiel dafür, mit wieviel Augenzwinkern Klio, die Muse der Heldendichtung und Geschichtsschreibung, zuweilen auch die Sprachgeschichte lenkt.
1 StABL, AA 1003, Berein Nr. 286: Berein des Schlosses Münchenstein und des Untervogts zu Pratteln [...], S. 164 und 157.
2 Wilhelm Richard Staehelin, Wappenbuch der Stadt Basel, 2. Teil, 5. Folge, Basel 1917-1930, Nr. 225.
3 StABL, AA 1003, Berein Nr. 560.1: Münchensteiner Schlossberein zu Muttenz, erneuert 1744, S. 135; ebd., Berein Nr. 560.2: Heischrodel des Gotteshauses Muttenz, erneuert 1748, S. 6 und ebd., Berein Nr. 559.7: Berein des Johann Wernhard Hubers selig Frau Witwe, 1760, S. 24.
4 StABL, AA 1012, L. 200, Bb, G8: Helvetischer Kataster 1802, f. 286, 314, 144, 2120.
5 Vermessungsamt Basel-Landschaft: Namenverzeichnis. Muttenz, S. 8.
6 Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 11, Sp. 2196.
Quelle: Begleit-CD Heimatkunde Muttenz 2009