Muttenz im 2. Weltkrieg
Vor achtzig Jahren, am 28. August 1939, ordnete der Bundesrat mittels Plakaten die Mobilmachung von 80‘000 Mann des Grenzschutzes sowie am 1. September die allgemeine Mobilmachung für den nächsten Tag an. Auf der ersten Seite im Dienstbüchlein jedes Soldaten klebte ein Mobilmachungszettel, auf dem Korpssammelplatz, Mobilmachungstag und Stunde sowie die notwendigen Mobilmachungsinformationen angegeben waren. Die Materialfassungsdetachemente rückten sofort ein und am folgenden Tag 430'000 Mann Kampftruppen, 200'000 Hilfsdienstpflichtige und 10.000 Frauen des neu gegründeten Frauenhilfsdienstes (FHD). Die Generalmobilmachung verlief problemlos innert drei Tagen. Die zweite allgemeine Mobilmachung wurde am 10. Mai 1940 ausgelöst und verlief mit fast 700.000 Wehrmännern oder zwanzig Prozent der Bevölkerung ebenfalls geordnet. (Wikipedia)
Vereidigung der Ortswehr Muttenz 1940.
In den Kriegsjahren wurden alle ausgemusterten und jungen Männer zur Ortswehr eingezogen, um die Bevölkerung zu schützen. Die Wehrdienstpflichtigen standen bereits im Aktivdienst an den Grenzen.
© Museen Muttenz
Ortsfeste Widerstandsorganisation «Der deutsche Einmarsch in Dänemark und Norwegen brachte neue Aspekte: Die Wirkungsweise der Fünften Kolonne und Sabotageakte im Innern des Landes zeigten sich fast ebenso entscheidend wie die militärischen Operationen. Das gab der Heeresleitung Anlass, den Ter D in der Schweiz wieder aufzuwerten, allerdings nicht durch Rückgabe seiner Mannschaften, sondern durch seine organisatorische Verselbständigung mit dem Auftrag, sich durch die Rekrutierung von Ortswehren und Betriebswachen erneut auf eine kriegstaugliche Mannschaftsstärke zu ergänzen (Bundesratsbeschluss vom 7. Mai 1940 und Instruktion des Generals vom 12. Mai über die Organisation von Ortswehren).» |
aus: Christian Brückner, Das Stadtkommando Basel, 1939-1989, S. 20 (pdf)
Weltkrieg 1939 - 1945
Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, stand man auch in Muttenz unter dem Druck nationalsozialistischer Propaganda. Zwei besonders eifrige Hitlerfreunde im Dorf wurden nach Deutschland «heim ins Reich» ausgewiesen. Die Angst, von den deutschen Truppen überrannt zu werden, begleitete den Alltag, denn nach dem Zusammenbruch Frankreichs und dem Kriegseintritt Italiens war die Schweiz von allen Seiten bedroht. Auch in Muttenz waren Grenzschutztruppen zur Sicherung der Grenzen einquartiert. Sie bauten die massiven Wehranlagen und Sperren, welche heute noch im Wald anzutreffen sind.
Militär war im Freidorf 1940-43 einquartiert.
Staatsarchiv Baselland
Mit dem Flüchtlingselend und dem Kanonendonner aus dem Elsass wurde man immer wieder an die kriegerischen Vorgänge in unmittelbarer Nähe erinnert. Ganze Geschwader von deutschen – zu Ende des Krieges dann amerikanischen – Bombern überflogen unterhalb der Dreiländerecke den Rhein, vom Dorf aus deutlich sichtbar und hörbar.
Die Frauen übernahmen zusätzlich die Arbeit der Männer, welche zur Landesverteidigung eingerückt waren, denn aller Bedrohung zum Trotz musste das Leben weitergehen. Drückend lasteten die Ängste und wirtschaftlichen Sorgen auf der ganzen Bevölkerung. Als am 7. Mai 1945 durch den Radiosender Beromünster die befreiende Nachricht vom Ende des langen und schrecklichen Krieges verkündet wurde, war die Erleichterung unsagbar gross.
Helen Liebendörfer, Kapitel: Ein Streifzug durch die Geschichte des Dorfes vom 16. – 20. Jahrhundert , S. 269
Während des Zweiten Weltkrieges
Der Rückgang der Bauernbetriebe in Muttenz wurde jedoch kurzfristig während des Zweiten Weltkrieges 1939 – 1945 gestoppt. Verantwortlich dafür war die für die Bevölkerung so enorm wichtige Versorgung mit Nahrungsmitteln in den Kriegsjahren. Die noch bestehenden Bauern- und Kleinbauernbetriebe im Dorf und die Nebenhöfe wurden ausnahmslos bis zum Ende der Lebensmittelrationierung weitergeführt. Damit leisteten diese in einer schweren Zeit der Nahrungsmittelverknappung einen wertvollen Beitrag zur «Anbauschlacht». Dieses Durchhalten war jedoch nicht immer einfach. Frauen und Kinder mussten meistens ohne die wehrpflichtigen Männer, welche im Aktivdienst waren, die schwere Arbeit im Hof, Stall und auf dem Feld alleine verrichten. Als Zugtiere für Wagen und Landwirtschaftsmaschinen wurden wiederum fast ausschliesslich Pferde, bei Kleinbauern manchmal auch Ochsen und Kühe, eingesetzt. Wegen der Verknappung und Rationierung der Treibstoffe (Benzin und Diesel) gehörten in Muttenz Traktoren während des Zweiten Weltkrieges nur in Ausnahmefällen zu den landwirtschaftlichen Hilfsmitteln. Das Getreide zum Beispiel wurde auf dem Acker gemäht, mit den Ähren als Garben zu Puppen zusammengestellt und anschliessend in die Bauernhöfe gebracht, wo es gelagert wurde.
Getreideernte beim Freidorf 1941
Staatsarchiv Baselland
Nach der Getreideernte lasen viele Frauen und Kinder aus dem Dorf auf den Stoppelfeldern in mühsamer Arbeit die restlichen Ähren auf, welche in der Folge in eine Mühle zum Mahlen gebracht wurden. Das brachte für die Hausfrau einen Zustupf zum Haushaltungsgeld und ein zusätzliches Mehlkontingent, und das erst noch ohne Lebensmittelmarken. In der weniger arbeitsintensiven Winterzeit wurde das Getreide in der Scheune oder auf dem Hofplatz mit einer gemieteten Dreschmaschine gedrescht. Diese wurde durch einen Dreschmeister und seine Gehilfen unter Beihilfe der Bauernfamilie bedient. Das gab jeweils im Winter Arbeit und eine Abwechslung im Bauernhof und für die Drescher einen willkommenen «Winterbatzen». Diese Arbeiten löste Ende der Fünfzigerjahre der bequemere Mähdrescher ab, welcher auf dem Acker alles in einem Arbeitsgang erledigen konnte.
Stephan Brenneisen und Benjamin Meyer, Kapitel Landwirtschaft , S. 219/220
Dr. Jaeggi, Gründer des Freidorfs, organisiert die Anbau-Aktion 1942 der Schuljugend
Staatsarchiv Baselland