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Am Fuss des Wartenbergs fanden die ehrenamtlichen Mitarbeiter Valentin Allemann, Jean-Luc Doppler und Wolfgang Niederberger im Waldboden 29 so genannte Gussmarken aus einer Bleilegierung. Alle Exemplare sind einseitig verziert und nur wenig korrodiert. Einige sind Fehlgüsse und Halbfabrikate, bei denen die ausgelaufenen Ränder und die Gusskanäle noch nicht entfernt wurden. Die meisten sind rund und tragen einfache lineare Muster, Rädchen, Sterne oder Gitter.

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Die am Wartenberg entdeckten Gussmarken, dokumentiert durch die Finder bei der Entdeckung (Jean-Luc Doppler).
Foto: Archäologie und Museum Baselland

Besonders bemerkenswert sind zwei runde und zwei ovale Blättchen: Mittelgrat, Umriss und die Blattnerven sind erhaben ausgearbeitet, die Fläche ist meist ausgefüllt, stellenweise aber auch durchbrochen. Ein rundes Stück sticht völlig heraus: Die kleine, wie alle anderen in einer geschlossenen Form gegossene Marke ist sorgfältig überarbeitet. Auf der Vorderseite ist ein kleiner Vogel mit gefächertem Schwanz und gebogenem Schnabelzu erkennen, der nach rechts gewandt auf einem nackten Zweig sitzt. Nach der Machart und der Qualität des Motivs zu schliessen wurde dieses Exemplar kaum zusammen mit den anderen hergestellt. Es passt jedoch bestens zu weiteren Marken mit Tierdarstellungen, wie man sie zum Beispiel in Burgdorf (Kt. Bern) gefunden hat.

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Gussgleiche Stücke aus Holzformen. Beim linken Paar war in der Form rechts unten beim zweiten Guss ein Feldchen ausgebrochen. M 1:1.
Foto: Archäologie und Museum Baselland

Wie sind diese Stücke zu datieren? Die drei Burgen auf dem Wartenberg wurden alle im Laufe des 15. Jahrhunderts aufgegeben. Leider gibt uns der Fundkontext keinen Hinweis. Vergleichbare Stücke stammen aus dem Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit. Vermutlich setzte man derartige Marken in der Administration als ‹Quittungen› oder als Berechtigungsnachweis ein. Bekam vielleicht ein Bauer der Umgebung solche ausgehändigt, wenn er zum Beispiel Zehntenhühner in der Burg ablieferte, damit er später belegen konnte, dass sein Soll erfüllt war? Zwei ganz ähnliche, leider aber nicht gussgleiche Marken wurden unter einem Bretterboden an der link Burggasse 8 in Muttenz gefunden – im ältesten noch aufrecht stehenden Haus der Region, errichtet 1417/18 (vgl. Jahresbericht 2016, S. 78 ff.). Verschiedene Hinweise deuten darauf hin, dass hier, am direkten Weg hoch zu den Wartenbergburgen, ein Handwerker wohnte.
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Besondere Motive: Vier Blättchen und ein Vögelchen. M 1: 1.
Foto: Archäologie und Museum Baselland

Drei Punkte machen den Neufund zu etwas ganz Besonderem: Erstens haben wir ein zusammengehöriges Ensemble vor uns, das aus wenigen Typen besteht und in dem auch Fehlgüsse beziehungsweise wohl Halbfabrikate vertreten sind; einige stammen sogar aus denselben Matrizen. Diese Stücke waren wohl gar nie im Umlauf. Zweitens lässt sich feststellen, dass die meisten der Gussformen und ihre glatten Gegenplatten aus Holz gefertigt waren; die Maserung zeichnet sich deutlich ab. Je nachdem, wie stark die Form geschlossen war und wie gut sich das flüssige Metall verteilte, entstand eine einseitige Marke oder eine solche im Gitterguss. Bei gussgleichen Objekten erkennt man zudem, dass im Lauf der Herstellung kleine Teilchen der Formen ausgebrochen sind: Wir können somit feststellen, welches unserer Stücke zuerst hergestellt wurde!

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Zwei vergleichbare Gussmarken aus dem ältesten noch aufrecht stehenden Haus von Muttenz (link Burggasse 8). M 1: 1.
Foto: Archäologie und Museum Baselland

Und drittens stammen die Funde aus dem Umfeld dreier Burgen. Dies ist in der Schweiz kein Einzelfall: So kamen etwa bei Prospektionen bei der Unteren Burg in Küssnacht am Rigi (Kt. Schwyz) 13 sehr unterschiedliche Gussmarken zum Vorschein. Dies bestärkt unsere Annahme, dass diese Plättchen in der lokalen oder regionalen Verwaltung verwendet worden sind. Stehen unsere Objekte tatsächlich mit den Burgen auf dem Wartenberg in Zusammenhang, datieren sie spätestens ins 15. Jahrhundert.

Bericht: Rahel C. Ackermann, Muttenz, Wartenberg: eine Handvoll Gussmarken. Archäologie Baselland, Jahresbericht 2020, 104-107.