Ledige Töchter hatten der Familie stets zur Verfügung zu stehen, betagte Eltern zu pflegen oder bei Krankheit innerhalb der Familie helfend einzuspringen, sonst hätten sie keine gesellschaftliche Anerkennung erhalten. Die ledigen Frauen pflegten ihre freie Zeit vor allem mit gegenseitigen Besuchen innerhalb der Verwandtschaft zu verbringen. Die Familie bildete für sie das soziale Auffangnetz, solange sie nicht verheiratet waren. Der Töchterchor bot eine willkommene Ausgehmöglichkeit für ledige Frauen. Wenn eine der jungen Damen heiratete, musste sie allerdings aus dem Chor wieder austreten. Der folgende Schnitzelbank-Vers berichtet vom jungen Lehrer Traugott Senn, welcher den Töchterchor Muttenz leitete und bald darauf selbst eine der singenden jungen Frauen heiratete:
«Dr Lehrer Senn chunt früsch us Lieschtel
Und will er gern hät jetz e Liebsti
schafft er derzue e Frauechor
bis er eini het am Ohr.»4
Um nicht immer Nachwuchs für den Chor suchen zu müssen, bildete man 1932 schliesslich aus dem Töchterchor den Frauenchor, in welchem auch verheiratete Frauen mitsingen durften.
Abb.3: Muttenzer Töchterchor im Jahr 1898. Der Töchterchor (gegründet 1886) bot eine willkommene Ausgehmöglichkeit.
Foto: Museen Muttenz
Ledige Frauen trafen sich auch abwechselnd in den Stuben von Kameradinnen. Zu diesen «Liechtstubete» (= wenn Licht in der Stube angezündet werden musste) brachten die jungen Töchter ihre Spinnräder mit. Die Zusammenkünfte boten für die jungen Frauen Gelegenheit zu geselligem Beisammensein, auch mit Männern, welche zum Singen und zum Spielen hinzukamen.5 Die Verbindungen wurden innerhalb der gleichen Gesellschaftsschicht gepflegt, man war unter sich und knüpfte mit Seinesgleichen Bekanntschaften.
Anmerkungen
4 Johannes Iselin: Um die Jahrhundertwende, Muttenzer Schriften 2, Muttenz 1988, S. 30.
5 Eduard Strübin: Kinderleben im alten Baselbiet, Liestal 1998, S. 232.