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Bedürftige Frauen führten ein arbeitsreiches Leben. Sie versuchten, möglichst niemandem zur Last zu fallen, denn die Anträge um Unterstützung waren oftmals eine entwürdigende Angelegenheit. Gegen negative Entscheide konnten sich die Frauen kaum zur Wehr setzen.22 Sie besassen keinerlei gesetzliche Selbstständigkeit, denn die Frauen waren bis 1879 – von Geschlechts wegen – bevormundet. Deshalb kam es auch selten vor, dass eine Frau persönlich einen Brief verfasste, meist trat an ihrer Stelle der Vormund in Aktion.

Aus Muttenz besitzt man aber einen Brief der Frau Anna Maria Hauser-Bürgi. Sie war die Frau des seit vielen Monaten kranken Lehrers von Muttenz. Sie schreibt am 14. April 1868 verzweifelt an den Regierungsrat, weil man ihrem Ehemann keinen Lohn mehr ausbezahlt hatte: «Ich war gestern Abens bei Schuhlkasir Aebin um mich zu erkutigen wegen der Besoldung, dieser gab mir zur Antwort er habe gedacht er wolle auszahlen welche es verdint haben mein Mann habe ja keine Schule gehalten. Er hat furchbar geschneubt u. hat gesagt er wolle es am Sontag an die Gemeinde kommen lassen, man wisse ja nicht woran man sei. – Sinn Sieh doch so gut un sorgen Sieh dafür das ich es bekomme, ich kann mich in meinem Zustande nicht so erzürnen.»23

Frau Hauser war hochschwanger, als sie diesen Brief verfasste, sie erwartete ihr siebtes Kind. Der Regierungsrat, an den sie sich wendete, vermittelte bei Beschwerden von Armen, die sich von ihrer Heimatgemeinde ungerecht behandelt fühlten.

Die Angelegenheit zog sich hin. Die Schulpflege von Muttenz beschloss, der Ehefrau Hauser sollen 500 Franken und dem Stellvertreter des erkrankten Lehrers 850 Franken Jahresgehalt bezahlt werden. Damit war die Sache leider nicht ausgestanden, denn Lehrer Hauser war psychisch krank und reichte schliesslich seine Kündigung ein. Ein Jahr nach ihrem Brief an den Regierungsrat, starb Frau Anna Maria Hauser im Alter von 40 Jahren, vier Wochen später starb auch das kleine Kind kurz vor seinem ersten Geburtstag.24

Anmerkungen
22 Christa Gysin-Scholer: Krank, allein, entblösst, Liestal 1997, S.137.
23 Hildegard Gantner-Schlee: Streiflichter auf ein Stück Muttenzer Schulgeschichte, Schweiz. Archiv für Volkskunde 85. Jahrgang, Heft 1/2, Basel 1989, S. 131.
24 Hildegard Gantner-Schlee: Streiflichter auf ein Stück Muttenzer Schulgeschichte, Schweiz. Archiv für Volkskunde 85. Jahrgang, Heft 1/2, Basel 1989, S. 131.