Aus dem Grabungsbericht zur Ermittlung des Grundrisses des Klosters Engental bei Muttenz
von Eglin, Jakob
Baselbieter Heimatblätter , Band (Jahr): 29 (1964), Heft 1-2
Grundriss des Klosters Engental. Orientierung: Achse C-D = Süd-Nord.
Die gesamte Klosteranlage bildet, soweit sie ausgegraben wurde — das Kirchlein miteingerechnet — ein Viereck von ungefähr 35 m Frontlänge und 26 m Breite oder Tiefe. Nachstehend folgt die nähere Beschreibung der verschiedenen blossgelegten Räume und Bauteile:
Der Raum Nr. 1 stellt den Grundriss des Kirchleins mit einem südwärts gerichteten polygonen Chorabschluss dar. Noch gut erhalten war im Chor das steinerne Fundament des Hochaltares. Ostwärts schliesst ein ähnlicher Gebäudeteil an das Kirchlein an, mit Nr. 1 a bezeichnet, dessen polygoner Abschluss bei der Erstellung der Abwasserleitung, 1932, leider grösstenteils zerstört wurde. Eine Trennmauer gegen das Kirchlein war nicht vorhanden; dagegen kamen im Innern des 10 m langen Raumes Reste von zwei Quermauern, deren Zweck nicht abgeklärt erscheint, zum Vorschein. Ob der besagte Raum 1a auf eine ältere Kirchenanlage zurückgeht (die ostwärts gerichtete Orientierung spricht dafür), sei noch dahingestellt. Dagegen scheint es nicht ausgeschlossen zu sein, dass dieser Raum 1a von den die Gottesdienste besuchenden Laien benützt wurde (Laienkirche).
Im kleinen Raum Nr. 2 kann die Sakristei vermutet werden, die mit einer schmalen Türöffnung mit Raum I a in Verbindung stand.
An das Kirchlein und die Sakristei anschliessend folgen die Räume 3 und 4, und ein weiterer Raum, mit 5 bezeichnet. Sämtliche Räume wiesen noch Reste von Backsteinplatten (20/20 cm) auf, mit welchen die Böden belegt waren.
Der Raum Nr. 6 scheint ein Eingang (Korridor) gewesen zu sein. Die steinerne Türschwelle war noch unversehrt erhalten. Vermutlich war hier der Haupteingang zum Konventgebäude.
Der Raum Nr. 7 war unterkellert. Der Kellerboden liegt 2,30 m tief unter dem jetzigen Terrain (Punkt 393.75). Der Kellerboden bestand aus quadratischen Backsteinplatten. Ferner waren noch vorhanden zwei Kellerfensteröffnungen an der Ostseite mit nach unten abgeschrägtem Mauerwerk für den Lichteinfall.
An der Nordseite, ausserhalb des grossen Vierecks, sind die Grundmauern eines Anbaues (Nr. 8) freigelegt worden, in welchem sich möglicherweise die Wohnung des Priesters, des Beichtvaters, befand. Nach der Ordensvorschrift musste der Priester von den Schwestern getrennt wohnen.
Nr. 9 bezeichnet einen grossen, hofähnlichen Raum, der anscheinend nur zum Teil überdacht war. Der Boden bestand aus rohen Kalksteinplatten. An zwei Stellen waren noch Teile von Rinnen aus roten Sandsteinen vorhanden, die zur Ableitung des Wassers dienten.
Westlich vom Hofraum befindet sich ein weiterer Gebäudetrakt. Er umfasst die Räume Nr. 10, 11, 12, 13 und 14. Ein kleiner, turmartig vorspringender Anbau von 2,70 x 2 m Seitenlänge flankiert die westliche Längsseite. Die noch vorhandene Höhe dieses Turmes oder Vorbaues betrug, vom Boden im Innern bis aufs Terrain der erhöhten anschliessenden Erdterrasse gemessen, noch 2,60 m. Drei bzw. sechs Balkenlöcher im Innern dieses kleinen Raumes lassen auf einen ehemals vorhandenen Zwischenboden schliessen.
Der längliche Raum Nr. 10, wie auch die übrigen Räume Nr. 11—14, sind auf Stockwerkhöhe an das Terrain der um rund drei Meter erhöhten westlichen Erdterrasse angebaut. Eingänge und Oeffnungen zu diesen Parterreräumen waren somit nur gegen die Hofseite hin vorhanden.
Der Raum Nr. 11 bildet den Zugang zum Raum Nr. 12 und, über drei abwärts führende steinerne Trittstufen, zu zwei Feuerungsanlagen, die in den Räumen 10 und 12 eingebaut waren. Die Bestimmung und der Zweck dieser beiden, voneinander getrennten Feuerungsanlagen (Oefen?) konnte, weil stark beschädigt, nicht ermittelt werden.
Der Raum Nr. 14 wurde nur zum kleinsten Teile freigelegt. Die dortige Partie war ziemlich zerstört und arg verschüttet.
Nr. 15 bezeichnet den Standort eines in seinen Grundmauern nur noch teilweise erkennbaren Nebengebäudes, an welches nördlich ebenfalls eine Ofenanlage angebaut war. Ob es sich hier um einen Brennofen oder um eine Waschküchenanlage handelt, konnte anhand der spärlichen Mauerreste nicht festgestellt werden.
Die Standorte der übrigen Oekonomiegebäude, die in der Nähe des Klosters gestanden haben — der Stallungen und der Scheune — oder Ueberbleibsel dieser Bauten, wurden bis jetzt noch nicht gefunden.
Dagegen erhalten wir einen vortrefflichen Einblick in den klösterlichen Landwirtschaftsbetrieb durch einen Schiedsspruch des Rates von Basel vom Jahre 1496. Eine ausführliche Urkunde aus dem genannten Jahr meldet, dass damals zwischen den Schwestern im Engental und den Dorfleuten von Muttenz des Weidganges, der Holznutzung und des Ackerits (der Waldfrüchte) wegen schon seit langem ein Streit bestanden hatte. Nach langwierigen Unterhandlungen wurde, nebst der Erledigung der andern Streitpunkte, vom Rat entschieden, dass die Schwestern nicht mehr denn sechzehn Stück Haupt Vieh auf die öffentliche Weide treiben dürfen. Eine darübergehende Benützung oder mehrere Inanspruchnahme des allgemeinen Weidrechtes sei nur mit «Verwilligung» der Gemeinde Muttenz gestattet. Aus dieser Urkunde ist zu ersehen, dass ein ansehnlicher Landwirtschaftsbetrieb vorhanden gewesen sein muss, wenn von 16 Stück Vieh die Rede ist.
Wie früher üblich, bestanden die Oekonomiegebäude sehr wahrscheinlich zum grössern Teile aus hölzernem Fachwerk; das erklärt auch das restlose Verschwinden jener Gebäude.
Den ganzen Klosterbezirk umgab eine mit Ziegeln gedeckte Hofmauer. Deren Fundamente sind auf der West- und Nordseite wiederholt angeschnitten worden. Auf der Südseite, längs des Weges, sind die Reste dieser Mauer auf eine Länge von 22 Metern heute noch sichtbar. Die Mauer umfasste den Umschwung der Gebäude und den Klostergarten, d. h. eine Bodenfläche von zirka 14 000 Quadratmetern oder rund vier Jucharten.
Das Ausräumen der Gebäulichkeiten beim Abbruch im Jahre 1534 scheint gründlich erfolgt zu sein:; denn das Ergebnis der Sachfunde war nicht sehr bedeutend. Immerhin ist eine grössere Zahl von verschiedenen Gegenständen zum Vorschein gekommen, namentlich keramischer Art. Vorwiegend bestehen die Funde aus Bruchstücken von Küchengeschirr, von Schüsseln, Platten und Tassen usw. Auch zierliches Glasgeschirr war vertreten. Glasierte Ziegel deuten auf das schmucke Dach des Kirchleins hin. Mehrere Funde von Bruchstücken grün glasierter Ofenkacheln mit fein stilisiertem Figurenschmuck verweisen auf die Existenz einiger prächtiger Zimmeröfen. Ein besonders auffallend schönes Stück einer Ofenkachel repräsenliert das Abbild eines gotischen stilreinen Masswerkfensters. Der einstige Ofen scheint ein Prunkstück gewesen zu sein. Endlich sind noch verschiedene weitere Kleinfunde wie Schlüssel und eiserne Beschlägeteile verschiedenster Art zu verzeichnen.