aus: Muttenz zu Beginn des neuen Jahrtausends, 2009, S. 216-225, Autor: Peter Streckeisen
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Mit der Untersuchung von Dr. Peter Streckeisen, Soziologe und Oberassistent von Prof. Dr. Ueli Mäder an der Universität Basel, wird ein Blick von aussen auf Muttenz und seine Vereine geworfen.
Untersuchungsmethoden
Zur Ergänzung der persönlich gesammelten Informationen und Unterlagen verschickte der Autor an alle Vereine, die auf der Muttenzer Vereinsliste stehen, einen Fragebogen. 44 Vereine, etwa die Hälfte der Angeschriebenen, haben den Fragebogen1 ausgefüllt und teilweise zusätzliche Unterlagen geschickt. Um die vielfältigen Angaben und Informationen besser einordnen zu können, führte der Autor mit Heiner Vogt, dem Präsidenten der Interessengemeinschaft Ortsvereine Muttenz (IGOM), und mit dem Gemeindepräsidenten Peter Vogt, je ein ausführliches Gespräch.
Abb. 1: TV Muttenz am Sportfest für Jung und Alt 2008.
Vereine in der heutigen Zeit
Die Vereine sind nicht nur in Muttenz ein Thema. Seit die UNO 2001 ein «Jahr der Freiwilligen» ausgerufen hat, wird in den Medien und in der Politik viel und intensiv über Freiwilligenarbeit und Vereine diskutiert. Es werden grosse Hoffnungen in die Vereine gesetzt. Sie gelten als Schutzwall gegen Individualismus und Egoismus, die sich überall ausbreiten; als Anker der lokalen Identität, der den Auswirkungen der Globalisierung trotzt; als Fundament der Demokratie; als Einrichtungen, die Aufgaben übernehmen könnten, die der Staat nicht (mehr) leisten kann; und als Instrumente einer «solidarischen» Gemeinschaft, die nicht am Profitdenken orientiert ist. Es wurde damit begonnen, die Freiwilligenarbeit systematisch zu untersuchen. Inzwischen liegen auch schon statistische Daten vor. Im Dezember 2007 wurde der erste schweizerische «Freiwilligen-Monitor» veröffentlicht.2 Darin kann nachgelesen werden, wie viele Menschen sich in Vereinen engagieren, aus welchen sozialen Schichten und Bevölkerungsgruppen sie kommen oder mit welchen Motivationen sie ihr Engagement verbinden. Ich werde meine Beobachtungen in Muttenz auch mit solchen statistischen Daten vergleichen.
Nach Angaben des Bundesamts für Statistik wurden im Jahr 2004 in der Schweiz 8 444 Millionen Stunden unbezahlte Arbeit geleistet. Das sind über 1 000 Stunden pro Einwohnerin und Einwohner. Die Freiwilligenarbeit machte 8.8% (747 Millionen Stunden) davon aus. Der Löwenanteil der unbezahlten Arbeit besteht aus Haus- und Betreuungsarbeit, die mehrheitlich von Frauen verrichtet wird. Das darf nicht vergessen werden, wenn von einer «solidarischen Gemeinschaft» die Rede ist – auch wenn ich hier nicht weiter auf diesen Aspekt eingehen kann. 25.3% der Bevölkerung waren aktiv in Vereinen engagiert, wobei dieser Anteil bei den Männern (29.9%) höher lag als bei den Frauen (20.9%). Dieser Unterschied ist vor allem auf die Sportvereine zurückzuführen, in denen 12% der Männer und 5.3% der Frauen aktiv waren.3
Anmerkungen
1 Die Vereinsliste ist auf der Internetseite der Gemeinde zu finden (https://www.muttenz.ch/vereinsliste). Zum Zeitpunkt der Befragung (Dezember 2007) standen 89 Vereine auf dieser Liste. 2004 waren es 105 Einträge (Juni 2024).
2 Isabelle Stadelmann-Steffen, Markus Freitag und Marc Bühlmann: Freiwilligen-Monitor Schweiz 2007. Zürich 2007.
3 Diese Angaben sind auf der Internetseite des Bundesamts für Statistik zu finden (http://www.bfs.admin.ch): Themen > Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung > Unbezahlte Arbeit.