Barbara Rebmann
Mit etwas krankheits- und unfallbedingter Verspätung sind die Museen mit allen geplanten Ausstellungen endlich wieder auf Kurs.
Zwar steht schon Ostern vor der Tür und die Weihnachtszeit und das Adventsfenster im Bauernhausmuseum sind längst Geschichte, jedoch nicht im Ortsmuseum. Der im Adventsfenster ausgestellte historische Weihnachtsschmuck verschwand nicht etwa in den Depots, sondern wird in den beiden Sammlungsfenstern im Ortsmuseum noch für ein Jahr ausgestellt bleiben. Zu den einzelnen Objekttypen haben wir mehr Informationstexte zusammengetragen, so dass die Ursprünge unseres heutigen Weihnachtsschmuckes im 18. und 19. Jahrhundert besser nachvollzogen werden können. Wer sich also frühzeitig auf die nächste Adventszeit einstimmen möchte, ist bis November 2024 im Ortsmuseum am richtigen Platz.
Unsere neue Rate-Vitrine «Was isch das?» ist ebenfalls eingerichtet und wurde bereits intensiv angeschaut. Hier sind Objekte ausgestellt, welche vor hundert und mehr Jahren in nahezu jedem Haushalt zu finden waren, heute aber in dieser Form nicht mehr in Gebrauch sind. An der Wand neben der Vitrine sind einige Ratekarten mit alten Dialektausdrücken angebracht. Wer kennt beispielsweise noch die «Junte» oder den «Aa-Bee»? Auf der Rückseite der Karten sind jeweils Abbildungen des entsprechenden Objektes zu sehen. Wir sind gespannt, wer noch alles richtig benennen und erklären kann. Vielleicht üben Sie schon mal mit der Abbildung hier im Text.
Im Geschichtssaal mussten zuerst die Ausstellungen Zeitsprünge und die Sonderausstellung zum Erdrutsch 1952 etwas umgestellt werden. Obwohl der Erdrutsch eigentlich nach einem Jahr bereits im Depot hätte verschwinden sollen, haben wir auf Grund vieler positiver Reaktionen und Nachfragen den grössten Teil stehen lassen. So wird beispielsweise auch der Film mit den Interviews von Zeitzeugen an anderer Stelle im Ortsmuseum zu sehen sein. Die grossen Fototafeln bleiben weiterhin stehen, ebenso auf der Rückseite ein paar «Zeitsprünge». Es ist nämlich nicht ganz einfach, in einem einzigen Raum neue Themen unterzubringen und gleichzeitig diejenigen stehen zu lassen, die das Publikum schon seit Jahren immer wieder ins Ortsmuseum locken. Wir hoffen nun, die Wünsche unserer Gäste erfüllen zu können.
Mit der Ausstellung «Eheglück und Ehekrach» in Liestal, in der unsere Textilien zu sehen waren, ging es anders: Sie war ein grosser Publikumserfolg und bis zum letzten Tag immer noch gut besucht. Bei uns in Muttenz hätte eine so erfolgreiche Sonderausstellung problemlos verlängert werden können, wie wir das beim Erdrutsch ja auch gemacht haben. Aber in Liestal war ein externes Gestaltungsbüro mit der Planung und dem Aufbau der Folgeausstellung beauftragt, so dass der Auftrag nicht mehr gestoppt und verschoben werden konnte. Also ist es doch von Vorteil, dass die Arbeitsgruppe Museen ihre Ausstellungen selbst entwickelt und baut. Dies auch wenn die Gestaltung nicht immer ganz so ausgefeilt und elegant ist oder der geplante Eröffnungstermin länger auf sich warten lässt. Aber wir können so flexibel auf die Wünsche unserer Gäste eingehen.
In diesem Sinne ist auch die bereits angekündigte neue Ausstellungsecke zur Freidorfgeschichte nun endlich fertig geworden. Mehrere Infotafeln mit Texten von Philipp Potocki erläutern die Entwicklung dieser international bekannten Genossenschaftssiedlung. Sie ist auch heute noch Ziel für Architekturstudierende und -fachleute aus aller Welt. Natürlich ist dem Siedlungsgründer Bernhard Jäggi (1898-1944), Direktor des VSK - heute Coop - ein Text gewidmet, ebenso der Architektur von Hannes Meyer (1889-1954). Die von ihm konzipierten Häuser boten für die 1920er Jahre einen gehobenen Standard: Jedes Haus verfügte über ein damals noch nicht übliches Badezimmer und elektrisches Licht.
Diese Siedlung, ursprünglich fast allein auf weiter Flur, brachte in den späten 1920er Jahren auf einen Schlag rund 600 neue Einwohner mehr zu den etwa 2'500 Einwohnern der Gemeinde Muttenz. Dies schürte schon bei der Planung bei Einheimischen und der Behörde grosse Befürchtungen. Sehen wir da vielleicht Parallelen zu heutigen Diskussionen zur Überfremdung? Das Freidorf sollte dann aber als absolut autarkes Dorf funktionieren mit eigenem Laden, eigenem Restaurant, eigenen Vereinen und vorallem eigener Schule, weit weg vom Zentrum von Muttenz. So konnten sich die erhitzten Gemüter beruhigen und die Pläne nach vielen Diskussionen bewilligt werden. Heute ist das Freidorf ein Quartier inmitten von vielen anderen und gar nicht mehr so beängstigend – ganz im Gegenteil!
Kommen Sie im Ortsmuseum vorbei und nehmen Sie sich Zeit, die spannende Freidorfgeschichte ausgiebig zu studieren. Auch die Rate-Objekte aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts sind sicher nicht nur einen Blick wert.
Das Bauernhausmuseum ist bis und mit Ende März geschlossen.
Das Ortsmuseum ist am Ostersonntag, 31. März von 14 - 17 Uhr geöffnet. Gezeigt werden neben der geschichtlichen Entwicklung von Muttenz, die Sonderausstellung zur Siedlungsgenossenschaft Freidorf und das Modell des ältesten Baselbieter Gebäudes an der Burggasse 8. Es stehen auch Kopien historischer Tischspiele für Jung und Alt bereit und natürlich die Vitrine zum Rätselraten.